Im harten Baustellen-Einsatz stoßen handelsübliche Smartphones schnell an ihre Grenzen, das wissen alle am Bau Beteiligten nur zu gut. Sowohl Planer:innen als auch Baufirmen müssen sich auf ein zuverlässig funktionierendes Handy verlassen können, und zwar nicht nur bei Sonnenschein in einem soeben fertiggestellten Gebäude. Der Baualltag sieht meistens anders aus: Staub, Schmutz, Feuchtigkeit, Baustellentermine bei Wind und Wetter – nicht gerade ideale Bedingungen für ein normales Smartphone aus dem Laden. Wenn dieses einmal in den Matsch fällt oder richtig nass wird, ist in der Regel erst einmal Schluss mit der Funktionstüchtigkeit. Mit viel Glück hilft eine Reparatur, oft lohnt sich diese allerdings nicht. Auf jeden Fall müssen Betroffene einen Tag oder länger ohne alle wichtigen auf dem Handy gespeicherten Daten auskommen. Das kann Verdienstausfall und teure Verzögerungen im Bauzeitenplan bedeuten, die wesentlich kostspieliger sein können als ein geeignetes Baustellenhandy.
Was ist ein Baustellenhandy?
Ein Baustellenhandy ist ein speziell für den Outdoor-Einsatz konzipiertes Smartphone. Daher wird es mit einem besonderen Schutz ausgeliefert, der die Resistenz gegen alle widrigen Bedingungen auf der Baustelle gewährleistet. Dazu gehören Gummiarmierungen gegen Stürze, eine zertifizierte Staub- und Wasserdichtigkeit und ein auch unter schwierigen Bedingungen gut ablesbares Display. Sowohl bei Regen und Frost als auch im direkten Sonnenlicht muss die Displayanzeige gut sichtbar sein. Dazu sollte es auch noch bruchsicher sein. Viele Anforderungen, die ein normales Handy nicht erfüllt.
Selbstverständlich gibt es auch weitere robuste sogenannte Outdoor-Handys für Sportler, dennoch geht ein Baustellen Smartphone noch einen Schritt weiter. Zum speziellen Stoß- und Wasserschutz bietet es zusätzlich für Planer:innen nützliche bzw. erforderliche Apps. Mit diesen haben die Nutzer:innen nahezu alle auf der Baustelle notwendigen Werkzeuge in digitaler Form im Hosentaschenformat zur Verfügung. Das stellt eine große Arbeitserleichterung im Berufsalltag von Architekt:innen dar und vereinfacht den Datenaustausch zwischen den einzelnen Tools und den späteren Import im Büro.
Was sollte ein Baustellen Handy können?
Ein Baustellenhandy sollte viele Sachen können, die teilweise sogar gegensätzlich sind. Zum Beispiel sollte das Display hell und kontrastreich, aber dennoch durch ein Panzerglas geschützt sein. Gleichzeitig soll aber auch der Akku möglichst lange halten. Daher haben es die Hersteller nicht einfach, alle Forderungen in einem einzigen Baustellen Smartphone unterzubringen. Dies erklärt auch das teilweise klobige Design im Vergleich zu einem Standardgerät. Dennoch liegen die Preise auf vergleichsweise günstigem Niveau. Selbst ein Premium Baustellenhandy von Caterpillar ist für knapp 600 Euro zu haben, geradezu ein Schnäppchen im Vergleich zu den Top-Standardhandys der gängigen Hersteller.
Grundsätzlich sollte ein Baustellenhandy folgende Anforderungen erfüllen:
• Resistenz gegen Wasser und Staub mit entsprechender IP Zertifizierung
• Resistenz gegen Stürze
• Eventuell Erfüllung des Militarystandards (siehe unten)
• Brillantes Display möglichst 5 Zoll oder mehr, Gorillaglas-Schutz
• Lange Akkulaufzeit
• Genug Speicherkapazität intern und RAM, mindestens 128 / 6 GB
• Schneller Prozessor für Multitasking
• Betriebssystem Apple iOS oder Android aufgrund der großen App-Auswahl
IP Zertifizierungen und Schutzklassen
Wie soeben erwähnt, werden Baustellen Smartphones in verschiedene IP Zertifizierungen und Schutzklassen eingeteilt. Die auch aus der Elektrotechnik bekannte IP Zertifizierung definiert, wie resistent das Handy gegen Wasser, Staub und Stürze ist. Technische Grundlage bildet die DIN EN 60529. Diese klassifiziert die unterschiedlichen Mindestanforderungen an ein technisches Gerät zur Einordnung in einen bestimmten IP-Schutzgrad. So gibt es beispielsweise:
• IP44: Schutz vor Fremdkörpern ab einer Größe von 1 mm sowie vor Spritzwasser, das aus allen Richtungen auf das Gehäuse treffen kann.
• IP54: Schutz vor Staub in schädigenden Mengen und umfänglich vor Berührungen sowie vor Spritzwasser, das aus allen Richtungen auf das Gehäuse treffen kann.
• IP65: Staubdichtes Gehäuse mit vollständigem Berührungsschutz, das zusätzlich vor starkem Strahlwasser aus beliebiger Richtung geschützt ist.
• IP67: Staubdichtes Gehäuse mit vollständigem Berührungsschutz, das außerdem einen Schutz bei zeitweiligem Eintauchen unter Wasser bietet.
• IP68: Staubdichtes Gehäuse mit vollständigem Berührungsschutz, das gegen andauerndes Untertauchen geschützt ist.
• IP69: Staubdichtes Gehäuse mit vollständigem Berührungsschutz, das gegen direkten Wasserstrahl geschützt ist.
Für ein Baustellenhandy sind die beiden letzten Zertifizierungen IP68 und IP69 ideal. Viele Smartphones für die Baustelle erfüllen eine der beiden. Der noch strengere US-Militarystandard MIL-STD 810 G wird ebenfalls von einigen, vorwiegend aus den USA stammenden, Baustellenhandys erfüllt.
Top Baustellenhandys im Vergleich
Nicht alle Baustellenhandys können alle oben genannten Anforderungen einhalten. Das ist aber auch kein Wunder, bei einer Preisspanne von unter 100 bis über 800 Euro gibt es einige simple Modelle, mit denen man einfach nur telefonieren kann. Staub-, wasser- und sturzgeschützt, versteht sich. Hier geht es aber ausschließlich um Baustellen Smartphones, die ab knapp 200 Euro im Handel sind. Mit diesen sind Planer:innen für alle Aufgaben vorbereitet, die täglich auf der Baustelle anfallen. Von der Aufnahme einer Mängelanzeige bis hin zur Modifikation kompletter Baupläne oder der eingebauten Wärmekamera: Hier kommen die Top Baustellenhandys im Vergleich.
Gigaset GX290 Plus
Preisgünstig präsentiert sich zum Einstiegspreis von unter 200 Euro das Gigaset GX290 Plus Baustellenhandy aus Deutschland. Das sehr robuste Gehäuse wirkt zwar etwas klobig, aber sorgt für besten Schutz gegen Stürze aus bis zu 1,2 Metern Höhe und ist IP68 zertifiziert. Baustellentauglich auch der mit 6200mAh sehr großzügige Akku. Mit 6,1 Zoll ist das Display mit Gorillaglas üppig bemessen, die Dual-Kamera mit 13 MP mehr als ausreichend zur Dokumentation. Das Android Betriebssystem öffnet die Tür für unzählige nützliche Baustellen-Apps. Zu den Vorteilen gehören sicherlich die besondere Robustheit und Rutschfestigkeit sowie der gute Preis. Als Nachteil wäre der nur auf 256GB aufrüstbare Speicher zu nennen. Der RAM liegt mit 4GB eher an der Mindestgrenze.
Sonim X8
Sehr viel tiefer in die Tasche greifen müssen Architekt:innen beim Kollegen aus den USA. Das Sonim X8 wurde nach strengsten US-Sicherheitsstandards und konsequent auf Robustheit und Zuverlässigkeit unter allen Betriebsbedingungen entwickelt. Daher ist es in den USA bei Feuerwehr, Polizei und Notfalldiensten im Einsatz und dürfte somit auch extreme Baustelleneinsätze problemlos überstehen. Es besitzt die strengsten Zertifizierungen IP68, IP69 und MIL-STD 810 G. Außerdem kann es durch die ATEX-Zone 1/21 und 2/22 Zertifizierung sogar an explosionsgefährdeten Orten eingesetzt werden, wichtig bei Bauprojekten mit hohen Sicherheitsvorschriften. Multiband-Ausstattung, Dual-SIM und das Android OS machen das Baustellenhandy flexibel für alle Anforderungen. Die extreme Robustheit und satte 3 Jahre Herstellergarantie sogar gegen Unfallschäden zählen zu den besonderen Vorteilen des Sonim X8. Nachteilig sind die spärlichen Speicherwerte von nur 64GB intern (nur auf 128GB erweiterbar) bzw. 4GB RAM und der hohe Preis von rund 800 Euro.
Cat S75
Auch das Baustellenhandy Cat S75 kann mit recht hohen Schutzklassen aufwarten. Hier sorgen IP68 und der MIL-STD 810 H bei Planer:innen für das beruhigende Gefühl, das auch an rauen Baustellentagen das robuste Smartphone gut funktioniert. Der gute Schutz und ein ausdauernder Akku sind also gute Argumente für dieses Handy. Die Hauptkamera mit stolzen 50MP Auflösung und Notfall-Kommunikation über Satellit bei Ausfall des Handynetzes zählen ebenfalls zu den besonderen Features des Android-Handys. Damit kristallisieren sich als nennenswerte Vorteile die außerordentliche Robustheit und der leistungsstarke Akku heraus. Enttäuschend zeigt sich allerdings in der Praxis die hochauflösende Kamera, die bei schwachem Licht nicht überzeugen kann. Das kann zum gravierenden Nachteil auf meist schwach beleuchteten Baustellen werden. Auch die restliche Ausstattung ist leider nur Mittelklasse, das LC-Display bietet eine Helligkeit von unter 400 Candela pro Quadratmeter, das macht die Benutzung im Sonnenlicht fast unmöglich. Das gleiche gilt für die Performance des Prozessors, die bestenfalls im Mittelfeld liegt. Für einen Preis von rund 500 Euro könnte man in dieser Hinsicht mehr erwarten.
Doogee S98
Mit spektakulären technischen Werten kommt das Baustellen Smartphone Doogee S98 daher. Die Hauptkamera bietet 64MP Auflösung, dazu gibt es eine Infrarotkamera mit 20MP und eine Ultraweitwinkelkamera mit 8MP. Gute Bordwerkzeuge also für den Einsatz auf der Baustelle, genau wie die IP68-Zertifizierung. Auch das große 6,3-Zoll-Display bietet eine hohe Auflösung, allerdings kämpft es mit der gleichen Schwäche wie das Cat Baustellenhandy, bei Sonnenschein ist es zu dunkel. Als besonderes Feature bietet das Doogee S98 ein zweites Display auf der Rückseite. Der interne Speicher und der RAM fallen mit 256GB bzw. 8GB üppig aus. Positiv zu nennen sind das elegante Design, der leistungsstarke Akku und das dennoch geringe Gewicht von nur 320 Gramm. Nachteilig fällt auf, dass die gute Kamera softwareseitig nicht völlig genutzt wird. Neben dem relativ dunklen Display fällt auch ein relativ geringer Funktionsumfang auf. 5G-Unterstützung sucht man leider ebenfalls vergeblich. Dafür fällt der Preis mit rund 230 Euro sehr günstig aus.
Cat S62 Pro
Auch die härtesten Bedingungen können einem weiteren Modell des amerikanischen Baumaschinen-Herstellers Caterpilar nichts anhaben: Das Baustellenhandy Cat S62 Pro ist bestens gerüstet mit Zertifizierungen nach IP68 und MIL-STD 810 G. Damit können sich Planer:innen beruhigt auf höchsten Schutz auch unter extremen Bedingungen verlassen. Wie gewohnt bei Cat, kann das Handy problemlos mit nassen Fingern oder Handschuhen bedient werden. Hinzu kommen eine exzellente Ausstattung mit abgedecktem, speziell programmierbarem Notfallknopf und Wärmekamera mit professionellem Lepton 3.5-Sensor von Flir. Vorteilhaft sind neben den genannten Features der große Akku und individuell programmierbare Tasten. Als Nachteile wären die lange Akkuladezeit und der ausgeprägte Blaustich des Displays zu nennen. Außerdem wirkt das durch den robusten Schutz bedingte klobige und schwere Gehäuse designtechnisch überaltert. Der Preis von rund 450 Euro ist für die gebotene Leistung angemessen.
AGM Glory Pro
Der chinesische Hersteller AGM geht bei der Entwicklung seines Baustellenhandys Glory Pro eigene Wege und überrascht mit einigen Features, die für Architekt:nnen sehr hilfreich bei der täglichen Nutzung auf der Baustelle sind. Neben einer Wärmebildkamera ist sogar eine Nachtsichtkamera mit an Bord, das ist konkurrenzlos. Dazu kommt ein Laser-Entfernungsmesser als praktisches Baustellen-Tool. Sogar eine leuchtstarke Taschenlampe findet sich. Das klobige Design des Gehäuses deutet schon auf die hohe Schutzklasse hin: Mit IP69K ist das Baustellen Smartphone bestens geschützt. Top auch der große RAM von 8GB und der robuste Akku, der sogar noch bei Temperaturen von minus 40 Grad Celsius funktionieren soll. Die Vorteile dieses Baustellenhandys liegen klar bei der praxisbezogenen Ausstattung und der Robustheit. Eine Schutzfolie für das Display müssen Käufer:innen allerdings selbst anbringen. Zu den Nachteilen gehören, wie bei den meisten Baustellenhandys, das relativ dunkle Display und der fehlende Support. Das veraltete Android von 2020 ist nicht mehr zeitgemäß, für die Apps gibt es keine Updates. Tatsachen, die den sonst guten Eindruck des AGM Glory Pro für den stolzen Preis von immerhin rund 800 Euro trüben.
Blackview BV6600 Pro
Eine Wärmebildkamera mit Profi-Sensor von Flir zum Schnäppchenpreis – das war die Vorgabe bei der Entwicklung des Blackview BV6600 Pro Baustellen Smartphones. Tatsächlich überrascht das robuste Handy mit einer funktionalen Ausstattung und einem ausgesprochen potenten Akku: Mit 8580 mAh und 18 Watt in vollem Zustand kann kaum ein anderes Baustellenhandy mithalten. Die hohen Zertifizierungen IP68, IP69K und sogar MIL-STD lassen keinen Zweifel am ausgezeichneten Schutz vor Wasser, Staub und Sturz. Das klingt nach vielen Vorteilen, die im Baustelleneinsatz zählen. Leider lässt der günstige Preis von rund 290 Euro vermuten, dass es auch Schattenseiten geben muss. Die Nachteile sind denn auch gravierend. Angefangen beim längst nicht mehr zeitgemäßen, mit 1440x720 Pixeln niedrig auflösendem Display über den langsamen Low –End-Prozessor mit der veralteten eMMc-Speicheranbindung bis zu den nur mit 16 bzw. 5MP auflösenden Kameras: Diese Werte sind auch für ein Baustellenhandy dieser Preisklasse eindeutig zu wenig.
Baustellenhandy-Hüllen: Extra Schutz für Ihr Smartphone
Wie die vorstehende Übersicht zeigt, gibt es also durchaus Licht und Schatten bei den Baustellen Smartphones. Architekt:innen, die anstatt einiger exotischer Lösungen lieber auf ein bekanntes Hightech-Handy vertrauen möchten, müssen dennoch nicht auf einen guten Schutz verzichten. Um Standard-Handys baustellentauglich zu machen, hat die Zubehörindustrie effiziente Baustellenhandy-Hüllen im Angebot, welche zwar nicht ein echtes Baustellenhandy ersetzen, aber dennoch ausreichenden Schutz vor Staub und Wasser bieten. Für nahezu alle gängigen Modelle haben spezialisierte Anbieter wie Seacosmo oder Otterbox die passende Schutzhülle parat.
Baustellenhandy vs Baustellen Tablet: was ist besser?
Ob ein Baustellenhandy oder ein Baustellen-Tablet im Einzelfall besser ist, lässt sich schwer pauschal beantworten. Viele Baustellen Smartphones haben mit etwa 6 Zoll bereits ein ausreichend großes Display für die meisten Anwendungen. Planer:innen, die allerdings oft mit detailreichen, großen Ausführungsplänen hantieren müssen, stoßen schnell an die Grenzen eines Baustellenhandys. Das mühsame Scrollen kostet Zeit, außerdem lassen sich nicht zwei Apps nebeneinander öffnen. Hier haben die Baustellen Tablets ganz klar die Nase vorn. Auch die Brillanz und Auflösung eines Tablets sprechen für letztere Lösung, wenn das Gerät täglich umfangreich im Außeneinsatz benutzt wird. Für gelegentlichen Baustelleneinsatz reicht dagegen meist ein Baustellenhandy.
Wie verbessern Baustellenhandys die Arbeit auf der Baustelle?
Nach einem Blick auf die vielen speziellen Ausstattungsmerkmale der Baustellenhandys dürfte klar geworden sein: Baustellenhandys verbessern ganz klar die Arbeit auf der Baustelle. Ihre vielen eingebauten Tools ersetzen mehrere Koffer mit verschiedenen technischen Geräten wie Wärmebildkamera, Lasermesser oder Wasserwaage. Noch wichtiger ist aber, dass Architekt:innen direkten Zugriff auf die aktuellen Versionen aller Ausführungspläne und Bauleistungsverzeichnisse haben. So lassen sich schnell alle Maße und Details auf der Baustelle kontrollieren. Auch Abnahmen und Mängelanzeigen können Planer:innen sofort vor Ort erstellen und mit Fotos ergänzen. Im Büro können alle neuen Daten bequem importiert werden. Arbeits- und Zeitersparnis sind also bei der Verwendung eines baustellentauglichen Smartphones enorm.
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